Vielen Dank an Frau van Hauten für die Zusendung eines Rezensionsexemplars!
Hand hoch: Wer kennt die zauberhafte Miss Fisher bereits? Und wer wusste, dass es auf einer Buchreihe basiert? Nein? Na dann macht euch auf einen stilvollen, herzerwärmenden, witzigen Trip ins Australien der 20er Jahre gefasst!
Immer, wenn ich etwas Schlimmes lese oder was Grauenhaftes in den Nachrichten erfahre, muss ich erstmal eine Folge "Miss Fishers mysteriöse Mordfälle" schauen, um mich zu beruhigen. Dort sind alle kultiviert, höflich zueinander, dort ist die Welt in Ordnung und man kann einfach mal 40 Minuten abschalten. Umso mehr hat es mich gefreut, dass mir der Suhrkamp Verlag die Neuauflage der Romanvorlage von Kerry Greenwood als Rezensionsexemplar geschickt hat! Aber beginnen wir am Anfang.
Der erste Band der Miss-Fisher-Reihe ist eigentlich "Miss Fisher und der Schneekönig", aber die ersten vier stammen aus den 90ern und sind schon lang vergriffen. Dieser aktuellste deutsche Band 14, "Tod am Strand" korrespondiert mit der 9. Folge der 1. Staffel.
Zur Handlung:
Die ehrenwerte Miss Phryne Fisher lebt single und glücklich in Melbourne, wo sie mit dem widerspenstigen Detective Jack Robinson Kriminalfälle löst (wie "Castle" mit umgekehrten Geschlechterrollen). Ihr zu Hilfe eilen ihre treuen Gehilfen Mr. Butler, Bert & Cec, ihr Mündel Jane, die süße Dottie und die Ärztin Mac (die diesmal nicht auftaucht).
In der Buchvorlage sind alle uns bekannten Charaktere, die auch in der Folge vorkommen. Miss Fisher hat im Buch allerdings noch eine größere Entourage: Zu den oben genannten kommen ein zweites Mündel namens Ruth sowie Mrs. Butler, eine Katze und ein Hund. Phrynes asiatischer Lover Lin kommt auch vor, allerdings ist er schon verheiratet - und seine Frau weiß von Phryne und mag sie sehr.
Für jemanden, der sich zum ersten Mal mit dieser Welt beschäftigt, könnte die Menge der eigentlich nach und nach schonend eingeführten Charaktere etwas überwältigend sein.
In dem Buch gibt es 3 Handlungsstränge:
1. Es ist ein Zirkus in der Stadt, und von den seltsamen Gestalten sind natürlich einige gute Bekannte von unserer umtriebigen Phryne.
2. Außerdem findet eine Blumenschau statt, aber eines der Blumenmädchen verschwindet.
3. Als wäre das nicht genug Chaos, wird das Geheimnis um Ruths Eltern aufgerollt; in Briefen aus der Vergangenheit und in ihrer gegenwärtigen Suche nach ihrem Vater.
In der Serienfolge wurden die diversen Plots rausgekürzt, es dreht sich alles um die Blumenschau und das verschwundene Mädchen ist hier leider tot und Constable Robinson hat jeden Grund, mit Miss Fisher zu ermitteln.
Im Buch gibt es vier Blumenmädchen: Joannie, Diane, Marie und Rose - in der Serie sind es Jane Ross (Phrynes Mündel), Kitty Pace (die Tote), Marie Wild (kleptomanische Groschenheftleserin) und Rose Weston (reiche Pyromanin). Der stark umschwärmte, in Buch und Episode zentrale Charakter, Derek hat ebenfalls seine Bühnenzeit. Da Ruth in der Serie nicht vorkommt, taucht dafür Janes Mutter überraschend auf und bringt das idyllische Familienleben gehörig durcheinander.
Das Verhalten von Miss Fisher ist in der Serie wunderbar umgesetzt und Essie Davies sieht auch genauso aus wie in der Vorlage beschrieben:
"Schwarze Kurzhaarfrisur, die an die Haube einer Holländerpuppe erinnerte. Kleines, energisches Kinn, die Lippen geschwungen wie Amors Bogen, fein ziselierte schwarze Brauen und leuchtend grüne Augen, denen sie ihren chinesischen Namen 'Jadedame' verdankte."
Ab und zu rennt sie in Männerkleidung durch die Gegend, um nicht aufzufallen; ihre unverfrorene Ausdrucksweise verunsichert die Männerwelt; und ihre semi-illegalen Questen für die Gerechtigkeit bringen den guten Constable ins Schwitzen. Ganz zu schweigen von dem ohrwurmträchtigen Titellied. Auch ihr Salon wurde wie beschrieben gestaltet - was für eine Detailverliebtheit!
Da im Buch niemand umgebracht wird, spielt auch das Morddezernat um Detective Robinson nur eine untergeordnete Rolle - es gibt also keine langen witzigen Schlagabtäusche, die Polizisten Robinson und Collins haben aber ihre Momente.
Da die Geschichte um Ruths Vater in Schottland beginnt, gab es immer wieder geistige Ausflüge in die kühlen Gefilde der Orkneys. Was für eine wunderbare Überraschung für mich! Ich bin ein großer Fan von kühlem Wetter, Dudelsackmusik und rauen Klippen.
A propos Gefilde: Ein weiteres Amüsement für mich war, die alten Ausdrücke aufzuschreiben und ihre Bedeutung herauszufinden. Zu schade, dass solch sprachlichen Juwelen im Lauf der Zeit verloren gehen. Oder wisst ihr noch, was ein Poussierstengel ist oder wie man sich fühlt, wenn man mit dem Klammerbeutel gepudert wurde? Herrlich, ich könnt' mich kringeln!
Ich hatte jedenfalls auch in Buchform ein fabelhaftes Wochenende mit Miss Fisher und ihren Freunden und muss gleich mal schauen, wo ich die ersten Bände antiquarisch besorgen kann...
Weitere Infos:
Alle weiteren Details zum Buch findet ihr auf der Verlagshomepage, die Serie läuft gerade auf Netflix. Und das Beste: nächstes Jahr erscheint ein Kinofilm!
Wieso sie ausgerechnet Band 14 neu übersetzt haben, ob die älteren Bände jetzt auch nachkommen und ob zum Kinostart etwas besonderes geplant ist, lasse ich euch wissen, sobald der Verlag geantwortet hat!
Einziger Minuspunkt: Der englische Titel "Queen of Flowers" hätte beibehalten werden sollen - wie gesagt, stirbt im Buch niemand. Am Ende ist nämlich, wie in der Serie, alles gut.
"Ich hätte gern das Haus voller [...] Bücher. Jede Menge Bücher.
Am liebsten eine ganze Bibliothek, voll mit allen Büchern, die ich mir wünsche."
29.07.2019
~ Lilith ~
Neugierig geworden? Hier direkt reinlesen:
Da dies ein Rezensionsexemplar ist, muss ich diesen Post als Werbung kennzeichnen. Ich versichere aber, dass jegliche Meinungen meine eigenen sind.
Kommentar schreiben