Wie ihr wisst, lieben wir hier das Buch UND den Film gleichermaßen, ein seltenes Glück - auch wenn die Schwerpunkte anders liegen. Verdammt, ich habe letzten Monat sogar den Tipsy Chocolate Cake nachgebacken!
Die Rezensionen aller vier Buchbände findet ihr hier!
Im Film geht es mehr um Magie und Schwesternschaft, im Buch um Liebe und Familie, aber beide sind auf ihre Art einfach magisch. Aber sehen wir uns das genauer an - da ich den Film mehrmals pro Jahr schaue und quasi auswendig kann, fangen wir ausnahmsweise damit an.
Der Film: Zauberhafte Schwestern
Der Film mit einer stupsnasigen Nicole Kidman und einer putzigen Sandra Bullock erschien 1998. Eine wundervolle Umsetzung des in Deutschland weniger bekannten Buches, auch wenn aus dramaturgischen Gründen wie immer etwas mehr Action im Vordergrund stand.
Übrigens: Alice Hoffman war selbst viele Jahre lang Drehbuchautorin und daher mit allen Änderungen einverstanden. Könnte auch dran gelegen haben, weil dies ihre erste Buchverfilmung war.
Die Handlung in Kürze:
Die Owens-Familie wird seit 200 Jahren für alles beschuldigt, was in ihrem kleinen Heimatdorf schief geht. Ihre Vorfahrin, Maria Owens, wurde von dem Vater ihres Kindes zurückgelassen und aus Frust hat sie sich verflucht, sodass jeder Mann, der sich in eine Owens verliebt, eines unnatürlichen Todes stirbt.
Sally (Sandra Bullock) und Gillian (Nicole Kidman) kommen nach dem Tod ihrer Eltern zu ihren "verrückten Hexentanten" (Stockard Channing und Dianne Wiest) und wachsen dort auf. Als die Mädchen beobachten, wie die Tanten einer vor Liebe verzweifelten Nachbarin helfen, beschließt Sally, sich selbst zu verfluchen, damit sie sich nur in einen Mann mit unmöglichen Eigenschaften verlieben wird - und somit nie an gebrochenem Herzen sterben kann.
Sally ist die ruhige, sie will eine Familie gründen und normal sein, Gillian ist die flippige Weltenbummlerin.
Irgendwann sprechen die Tanten einen Liebeszauber, sodass Sally den Kurzwarenhändler Michael heiratet und zwei Töchter bekommt. Sie ist zum ersten Mal im Dorf akzeptiert und leitet ihren eigenen Laden mit Naturprodukten. Leider stirbt Michael durch einen Autounfall und Sally verfällt in Depressionen. Gillian bemerkt, dass etwas nicht stimmt und fährt zu ihr, quatscht die Nächte durch, bis es Sally besser geht. Im Buch telefonieren sie nur jede Woche und Sally erfährt erst von Jimmy, als er tot vor ihrer Tür liegt.
Eines Nachts ruft Gillian an, weil ihr Freund Jimmy Angelov sie ängstigt und schlägt. Sally fährt los, um sie zu holen.
Jimmy findet sie, entführt und bedroht beide, daher verabreichen sie ihm Belladonna, bis er versehentlich stirbt.
Gilly will ihn wieder auferstehen lassen, doch das Ritual geht schief - Sally haut ihn mit der Bratpfanne tot und sie begraben ihn im Garten unter den Rosen. Gillys Spruch, dass sie zwei Zigaretten auf einmal rauchen sollte, damit ihr Lebenslänglich-Urteil kürzer dauert, ist wörtlich aus dem Buch übernommen.
Das Leben scheint sich zu normalisieren, Sally muss zu Elternabenden, die Tanten brauen Mitternachts-Margaritas und die Laune ist gut. Doch dann stellen Sally & Gilly fest, dass der Tequila für die Margaritas die Lieblingsmarke von Jimmy ist und die Tanten erzählen, dass jemand die Flasche auf der Veranda gelassen hat. Als die Schwestern nicht verraten wollen, was los ist, verreisen die Tanten, damit die Mädchen sich um das Problem kümmern können.
Sally hackt gerade auf die wild wachsenden Rosen ein, als Polizist Gary Hallet (Aidan Quinn) auftaucht (auch hier hat Sallys Brief an Gillian ihn hingeführt). Er sucht Jimmy wegen diverser Verbrechen und Sally ist ganz verwirrt in seiner Nähe, sie will ihm die Wahrheit sagen. Gary führt seine Ermittlungen durch und kommt zum Frühstück - dabei will Gillian seinen Ahornsirup verzaubern, um ihn loszuwerden. Als die Mädchen jedoch bemerken, dass Gary den Konditionen des unmöglichen Partners, den Klein-Sally erdacht hat, entspricht, werfen sie den Sirup ins Meer. Eine Kröte spuckt Jimmys Ring vor Garys Füße und Sally erzählt Gary endlich alles, was passiert ist. Sie küssen sich.
Gary fährt nach Hause, von seinen und Sallys Gefühlen verwirrt. Zuhause ist derweil Chaos ausgebrochen: Der Geist von Jimmy hat Besitz von Gillian ergriffen, also müssen sie sich vor der Dorfgemeinschaft als Hexen "outen" und alle Frauen arbeiten endlich zusammen, um den Geist loszuwerden. Nachdem sie den Geist aus dem Haus gefegt haben, schütten sie auch hier ein Gebräu über den vergrabenen Körper.
Schließlich kommt ein Brief von Gary an, mit Jimmys Ring und dem Hinweis, dass die Ermittlungen geschlossen wurden. Hier folgt ein kleiner Sprung zu Halloween, an dem die Familie vom Dach schwebt. Das ganze Dorf schaut dabei zu. Die Schwestern sind endlich angekommen und sozial akzeptiert, der Fluch ist besiegt und Sally ist mit Gary glücklich.
Nicht im Kurztext: all die wundervollen kleinen Momente alltäglicher Magie, die dieser Film mit sich bringt. Von der Macht magischer Symbole über Mitternachtsmargaritas bis hin zu "Ich kann mein Kind weinen hören, auch wenn ich kilometerweit weg bin", hat er den Geist des Buches fantastisch eingefangen und ist in unserem Hause ein Film, den wir mehrmals im Jahr ansehen.
Die Vorlage: Im Hexenhaus
Zu Beginn ist alles wie im Film:
Die Owens-Familie wird seit 200 Jahren für alles beschuldigt, was in ihrem kleinen Heimatdorf schief geht.
Sally und Gillian kommen nach dem Tod ihrer Eltern zu ihren "verrückten Hexentanten" und wachsen dort auf.
Sally ist die ruhige, sie will eine Familie gründen und normal sein, Gillian (übrigens mit blonden kurzen Haaren) ist die flippige Weltenbummlerin.
Auch die Szene, wie die Mädchen beobachten, wie die Taube getötet wird, ist so übernommen worden, allerdings verheimlicht der Film den weiteren Verlauf der gruseligen Ehe des armen Mädchens (im Film ist es eine erwachsene Frau).
Gillian brennt mit einem Typ durch und erkundet die Welt, Sally verliebt sich in Michael und bekommt zwei Mädchen - Antonia und Kylie. Doch dann tauchen der Klopfkäfer und ein großer schwarzer Hund auf, die Michael verfolgen.
Nach Michaels Tod (betrunkene Teenager übersahen ein Stopp-Schild) spricht Sally ein Jahr lang kein Wort. Im Film kommt Gilly vorbei und bringt sie auf Kurs, im Buch ruft sie jeden Dienstag an und spricht zu ihr.
Dann beschließt auch Sally, die Tanten und ihr verrücktes Haus hinter sich zu lassen und zieht nach Long Island, wo sie niemand kennt. Endlich hat sie das normale Leben, sie gilt als verantwortungsvoll (ist an der Spitze der Telefonkette) und hilfsbereit.
Eines nachts (während der Mond einen Hof hat) im Juni taucht Gilly vor ihrer Tür auf, mit dem toten Jimmy auf dem Beifahrersitz. Sie begraben ihn in Sallys Garten, unter den Fliederbüschen. Der Flieder wächst ob des schönen Düngers über alle Grundstücksgrenzen und alle im Haus flippen völlig aus, gehen sich fast an die Gurgel, alles geht schief, Dinge verschwinden, alles sehr seltsam. Gilly fängt was mit dem Biologielehrer an, in den Antonia verschossen ist und Kylie färbt sich zu ihrem 13. Geburtstag unerlaubt die Haare. Also, viel Chaos - aber natürlich vertragen sich am Ende alle wieder und der Geist von Jimmy verschwindet, als Sally all den Flieder abhackt. Akkurat ist allerdings, dass nur Kylie den "Mann unter den Rosen" sieht.
Als sich Sally und die Mädchen auf ihren jährlichen August-Urlaub bei den Tanten vorbereiten, taucht Ermittler Gary Hallett auf. Er ermittelt, weil Jimmy einigen Studenten gefährliche Samen als Drogen verkauft hat und drei von ihnen gestorben sind. Es folgt die abstruse Küchen-Konversation, die wir auch aus dem Film kennen, in der Sally und Gary völlig voneinander fasziniert sind und Gilly versucht, ihn zu belügen, um die Situation zu retten.
Die Szene, in der eine Kröte Jimmys Ring ausspuckt, ist in der Vorlage abstruser: Die Kröte taucht auf, als sonst keiner im Haus ist und spuckt den Ring vor Kylie aus. Die legt ihn in eine Schale, wo Gary ihn später entdeckt. Sally und Gillian, die davon nichts wussten, sind natürlich schockiert und verunsichert, wo der Ring herkommt.
Sally sucht Gary in seinem Motel auf und erklärt ihm, dass Jimmy tot ist und es ein Unfall war - keine Details, Hauptsache, das Arschloch ist tot. Dann knutschen sie rum und Sally verschwindet in die Nacht. Ein Sturm bedroht die Gegend und Gillian stellt fest, dass nach Jimmys Ring auch einer seiner Stiefel aufgetaucht ist. Der Sturm könnte ihn aus der Erde spülen. Die Schwestern wissen nicht weiter und rufen endlich die Tanten um Hilfe an.
Zusammen kochen sie in Sallys größtem Pasta-Topf ein grottiges Gebräu, das sie auf den Flieder kippen und bauen dann aus Steinen von Marias Haus, die die Tanten in Koffern mitgeschleppt haben, eine Frühstücksecke.
Übrigens: Die Tanten sagen, die Belladonna-Dosis, die Gillian Jimmy verabreicht hat, hätte ihn nicht umbringen dürfen. Insofern war es wohl eine Kombi aus schlechtem Lebensstil und Alkoholismus und nicht Gillys Schuld.
Eines Tages kommt ein Brief von der Staatsanwaltschaft, dass man eine verbrannte Leiche in der Wüste gefunden hat. Durch den besonderen Ring an der Leiche wurde die Leiche als Jimmy identifiziert - Gary hat Gillian gerettet.
Es folgt ein kleiner Cut zu Thanksgiving, als sich die gesamte Bande inklusive Gillys und Kylies Freunden bei den Tanten versammelt - und dann steht Gary im Garten. Hach, wie schön.
In meiner Erinnerung handelte der Film immer von Liebe mit einer guten Prise Action und das Buch von Familie und Beziehungen. Das ist auch weiterhin so, allerdings sind mir die tieferen Traumata als Jugendliche natürlich nicht so aufgefallen - wie zum Beispiel, dass Gillian versucht, das Trauma der Beziehung mit Jimmy (und eigentlich all ihren kaputten Beziehungen und drei Ehen) hinter sich zu lassen, wie sie sich immer wieder selbst hinterfragt und sich selbst nicht vertraut.
Sally, die einfach nur in Ruhe leben möchte, ohne wegen dem komischen Haus, den komischen Tanten und den Gerüchten in der Stadt angefeindet zu werden. Die immer dachte, dass die Tanten sie nicht legal adoptiert haben und deshalb vor lauter Panik ihre Jugend damit verbrachte, zu kochen und putzen, damit die Tanten die Mädchen nicht auf die Straße setzen.
Der Nachteil daran, dass ein Großteil des Buches in Sallys Haus und Ort spielt, ist natürlich, dass die Tanten viel zu kurz kommen - tatsächlich erfahren wir ihre Namen erst nach 260 Seiten!
Was fehlt noch? Genau, der ganze Film-Plot darüber, dass sich Sally als Kind selbst verflucht, damit sie nie die Qualen der Liebe erleiden muss - und Gary dann aber genau diese Bedingungen erfüllt. Einige Details wurden außerdem geändert (Gillian hat eigentlich kurze blonde Haare, die ganze Familie hat graue Augen), aber die wesentlichen Plot-Punkte wurden ja übernommen.
Hier ein paar Fun Facts aus dem Originalkommentar von Produzentin Denise di Novi, Regisseur Griffin Dunne, Sandra Bullock und Komponist Alan Silvestri:
Jimmy heißt im Buch Hawkins und ist ein texanischer Redneck. Als Regisseur Griffin Dunne aber Goran Visnjic entdeckte, schrieb er den Part für ihn um - zu einer "Mischung aus Dracula und Cowboy".
Die Stadt, in der die Tanten spazieren gehen, existiert wirklich - Coupeville, Washington.
Die Klippe, auf dem das Haus stehen sollte, war ein indianischer Friedhof - die Crew durfte dort drehen, aber sie durften den Boden nicht aufwühlen. Tja, bau dann mal ein Haus und Garten! Die Lösung: Sie bauten das Haus auf einer Plattform und rissen es einen Tag nach Drehende bereits wieder ab.
Das Haus sollte hell und freundlich sein und nicht "Charles Addams mäßig". Schande!
Echte Deathwatch Beetle machen dieses Geräusch nicht, eher ein Klopfen.
Die Mitternachts-Margaritas-Szene wirkt so authentisch, weil Nicole Kidman wirklich Tequila ans Set mitbrachte.
Was ist eure Lieblingsszene? Ich bin jedenfalls unfassbar gespannt auf die nächste Verfilmung!
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