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Verfilmung: Hercule Poirots Weihnachten

Das Buch unseres Leseclubs auf der Arbeit für Dezember war Agatha Christies "Hercule Poirots Weihnachten". Die Rezension findet ihr hier, doch natürlich gibt es inzwischen auch mehrere Verfilmungen der Krimimeisterin. 

 

Zur Auswahl stehen 

Folge 1 von Staffel 6 der 90er-Jahre-Serie (auf Youtube kostenlos verfügbar) 

und 

Agatha Christies Einladung zum Mord aus den 00er-Jahren (ein französischer Vierteiler, DVDs aktuell nur für über 80€ zu erwerben) 

 

Der Handlungszeitraum ist 22.-28.12., man kann also guten Gewissens behaupten, das ist ein Weihnachtsfilm! 

Hercule Poirots Weihnachten

Dauer: 1:43:00 

Poirot: David Suchet 

 

Dies ist die erste Folge der sechsten Staffel der Klassiker-Serie. 

 

Wir bekommen zunächst in einem Rückblick (Südafrika, 1896) den Grund des Reichtums der Lees präsentiert - Diamanten. Zwei befreundete Gräber wollen sich auftrennen, um ihren Erfolg zu maximieren. Doch Garrett wird von seinem Kumpel Simeon Lee in der Nacht getötet. 

Die junge Stella Desalta findet ihn in der Wüste - sie haben eine Affäre, bevor er in die Nacht entschwindet. 

 

40 Jahre später planen Poirot und Chief Inspector Japp ein ruhiges Weihnachten. Die Folge beginnt einen Tag vor dem Buch, am 21.12. - wie im Buch ist auch die Folge in die Weihnachtstage unterteilt. Simeon erhält eine Lieferung Diamanten aus seiner Mine und ruft Poirot an - er soll die Feiertage bei ihm verbringen, weil er um sein Leben fürchtet. Im Buch wird Poirot natürlich erst gerufen, als der Mord schon geschehen ist.

Am 22.12. dann der eigentliche Buchanfang: Im Zug begegnen sich Harry Lee und Pilar Estravados, Simeons einzige Enkelin. George und Magdalena Lee verraten den Zuschauenden derweil die Familienverhältnisse - Alfred & George werden das meiste erben, Harry ist ausgewandert. Alfred & Lydia Lee leben mit Simeon auf Gorston Hall und sind über die vielen Gäste überrascht. Dazu kommen noch Butler Tressilian und Diener Horbury. Die Familie Lee kommt also zum Weihnachtsfest im malerischen Chelham Castle - tschuldigung, Gorston Hall, zusammen. 

Simeon weiß, dass er gehasst wird - er war ein kompromissloser Geschäftsmann, hatte zahlreiche Affären und zu seinen Kindern nie herzlich. Er gibt Poirot nur vage Anweisungen - er will wohl eine Ankündigung machen, die niemandem gefallen wird. 

Simeon ruft die Familie zusammen, als er seinen Anwalt anruft - er will sein Testament aktualisieren lassen. Es soll einige Umstrukturierungen geben, Pilar und Harry sollen nun auf Gorston Hall wohnen, dafür wird Georges Unterhalt gestrichen. Simeon beleidigt Magdalena und die Mutter der Jungs, bricht einen Streit vom Zaun und wirft dann alle hinaus. Nach dem Dinner trifft Superintendent Sugden ein. Magdalena schleicht durchs Haus und sieht, was alles tun und Horbury zerbricht vor Schreck eine Kaffeetasse, als er hört, dass die Polizei im Haus ist. Horbury geht (mit einer Dame) ins Kino, die Damen des Hauses trinken Kaffee und die Männer Brandy, als ein schrecklicher Schrei die Nacht zerreißt. Die Männer brechen die Tür auf und finden ihren Vater mit aufgeschlitzter Kehle vor. Der Raum ist verwüstet, der Safe steht offen und die Diamanten sind verschwunden. Die Diamanten im Safe befinden sich nicht in einem Stoffsäckchen, sondern einer gepolsterten Schachtel und sehen schon fast wie richtige Diamanten aus - im Buch sind sie noch so roh, dass sie unter Kieselsteinen versteckt werden können.  Im Buch wird Simeon am Abend des 24.12. ermordet, hier geschieht es bereits am 22. Sugden taucht wieder auf und nimmt Pilar zwei mysteriöse Fetzen ab (Holzspan & Gummiteil). 

Am 23.12. befreit Poirot Chief Inspector Japp von seiner Familie und sie beginnen mit der Befragung. Im Buch werden die Ermittlungen von Poirot, Colonel Johnson und Inspector Sugden durchgeführt. Sugden erzählt, dass Simeon bereits von dem Diebstahl der Diamanten wusste und wollte, dass Sugden ihn an diesem Abend zwei Mal besuchte. Der Schlüssel wurde mit einer Zange von außen umgedreht - obwohl es sonst keine Anzeichen für einen (inszenierten) Suizid gibt. Die fallentscheidenden Details sind also alle treu umgesetzt worden. Nach dem Mord bleiben alle Beteiligten im Haus, wodurch eine beklemmende Atmosphäre geschaffen wird. Im Film holt Poirot Sugden ab und geht zwischendurch in den Dorfladen. Lydia zeigt Poirot ihr Hobby: Sie legt dekorative Mini-Landschaften an. Im Buch finden die Befragungen alle in einem Raum statt, da das natürlich langweilig wäre, zieht das Ermittlerteam hier durchs Haus und befragt alle Beteiligten. 

Pilar puderte auf ihrem Zimmer ihre Nase. Lydia trank ihren Kaffee im großen Salon. Die Diamantenschachtel wird leer in Magdalenas Gepäck gefunden. Zur Tatzeit war sie zum Telefonieren im kleinen Salon. 

Am 24.12. gehen Sugden und Poirot in den Pub, wo sie auf Harry treffen und ihn befragen. Zurück im Haus befragen sie Tressilian und klären den zeitlichen Ablauf. George & Magdalena wollen beide telefoniert haben, aber ihre Anrufe dauerten nicht lang genug für ihre Abwesenheiten. Später gesteht sie, dass sie mit ihrem Liebhaber telefonieren wollte, der Schrei sie aber daran hinderte. 

Pillar und Harry spielen mit Luftballons und geben damit den Hinweis zu dem mysteriösen Gummiteil. Poirot beschäftigt sich intensiv mit dem Portrait des jungen Simeon. Derweil kommt Horburys erpresserische Vergangenheit ans Licht, doch sein Alibi ist wasserdicht. Magdalena ist derweil als Betrügerin und Schuldenanhäuferin bekannt. Im japanischen Steingarten findet Poirot die Diamanten wieder (im Buch war es der Tote Meer Garten). Bei der Verlesung des Testaments (das inzwischen 15 Jahre alt ist), bricht natürlich Streit aus - Alfred bekommt 50%, die andere Hälfte wird gleich unter George, Harry und Jennifer aufgeteilt. Jennifer ist Pilars verstorbene Mutter. Es herrscht Uneinigkeit, ob Jennifers Anteil an Pilar gehen oder unter den anderen verteilt werden soll. Sie einigen sich darauf, dass jeder einen Teil für Pilar dazutut - doch sie will keine Almosen. Wütend stürmt sie davon und wird auf dem Flur mit einem Stab angegriffen - im Buch hat jemand eine schwere Kanonenkugel auf ihren Türsturz gelegt, die sie erschlagen sollte. 

Am 25.12. durchsucht Poirot die Habseligkeiten der ohnmächtigen Pilar und findet Interessantes in ihrem Reisepass. Poirot bittet alle in Pilars Zimmer, wo die Gute verkündet, dass Pilar vor einiger Zeit in Spanien verunglückt ist. Ihr Name ist Conchita López. Poirot rollt den gesamten Fall auf und stellt alle Anwesenden bloß. 

Der Mörder schnitt Simeon den Hals durch und entwendet die Diamanten. Dann stapelte er Möbel aufeinander und verband sie mit einer Schnur, die durch das Fenster nach draußen führte. Die Tür wurde von außen abgeschlossen. Von draußen zog er an den Schnüren und entließ so die Luft aus einem quietschenden Luftballon, der einen Schrei imitierte, und warf die Möbel um. 

Zwischendurch wurde immer wieder eine ältere Frau mit Feuermal im Gesicht gezeigt. Diese wird nun im Dorf von der ganzen Mannschaft besucht. Die Frau ist Stella, ihr (und Simeons) Sohn - Plot Twist! - Superintendent Sugden. Der Hass seiner Mutter hat auch ihn vergiftet. Weil Pilar die Ähnlichkeit und den Luftballon entdeckte, sollte auch sie beseitigt werden. 

 

Insgesamt also eine detailgetreue Umsetzung mit nur geringfügigen cinematischen Anpassungen. Zwischendurch werden immer wieder Aufnahmen des Hauses und des Dorfes eingeblendet - das gibt wunderbare Weihnachtsstimmung und Schneebilder. 

Einladung zum Mord / Petits meurtres en Famille

Dauer: 1:30 + 1:33 + 1:34 + 1:30 = 6 Stunden 

Poirot: ? 

 

Der Vorspann wirkt ziemlich albern - und Poirot wird in der Castliste nicht mal erwähnt. Zudem heißen alle Charaktere anders - französisch. Äußerst verwirrend. Zugegebenermaßen gibt es gerade auf Youtube den ersten Teil nicht, ich habe also nur in die anderen 3 Teile reingeschaut, um euch einen Eindruck mitzuteilen - 6 Stunden meines Lebens für diese Verfilmung zu opfern, ging mir aber zu weit. 

 

Der zweite Teil beginnt mit der Entdeckung der Leiche und jeder Menge Drama. Inspektor Larosière wird vom Abendessen zurück ins Haus gerufen. Die Bediensteten sind verstört und fürchten, dass man sie verdächtigt - die Herrschaften sind nervös und in Trauer. Der Gerichtsmediziner holt die Leiche und der Inspektor reist wieder ab, verlangt aber für die Ermittlungen ein Zimmer. Welcher Inspektor lässt denn ein ganzes Haus voller Verdächtiger aus den Augen? 

Hier geht es um nur 6 Diamanten - im Buch war es ein ganzer Beutel voll. Es spielt wohl trotzdem in den 40ern, sofern ich einen Hitlerwitz richtig interpretiert habe. 

Ein Schwarzer Arzt, eine Schwangerschaft, ein Geist, eine Wildschweinjagd und Ausritte am Strand kamen in der Buchvorlage definitiv nicht vor. 

 

Die Le Tescous

Simon = Simeon / der Vater 

Victor = Harry / der verhasste Sohn 

Édouard = Alfred / der Fürsorgliche 

Antonin = George / der Politiker 

Monsieur Paul = Tressilian / der Butler 

Victoria / Inès = Pilar / Conchita 

Madeleine = Magdalene 

Lydia = Édith

 

Die Auflösung des Mordes beginnt direkt mit der Enthüllung des unehelichen Kindes - der Kommissar höchstselbst, enttarnt von seinem Inspektor Lampion. Die Mutter ist ein Zimmermädchen. Zudem hat der Kommissar einen zweiten Mord erfolgreich begangen und eine dritte mit einer Statue beworfen. 

 

Die Verfilmung erscheint mir erheblich dramatischer und "witzig" aufgezogen - und natürlich erheblich französischer. Ich schätze, Poirot hätte das gefallen. Außerdem spielt sie wohl nicht im Winter, zumindest liegt nirgendwo Schnee und Strandausflüge ohne Jacke sind möglich. Die Dialoge sind teils wörtlich übernommen, dafür aber andere Handlungsstränge einfach hinzuerfunden. Zudem wurden alle Namen geändert und das Personal bekommt eine eigene Handlung. Eine richtige Soap Opera.

Insgesamt würde ich diese Verfilmung, wie bereits gesagt, nicht empfehlen, außer ihr wollt einen sechsstündigen erzwungen dramatischen französischen Krimi schauen. 

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zuletzt aktualisiert 14.12.2024

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