Dieses Buch beginnt damit, dass Gideon the Ninth eines Tages ihre Sachen packt (ja, ihre) und versucht, von ihrem Heimatplaneten (!) abzuhauen. Das gelingt ihr nicht, doch sie erhält ihre Chance: Der Emperor hat die Regenten aller 8 Häuser (und Planeten) eingeladen, an einem Wettbewerb teilzunehmen, seine neue rechte Hand zu werden.
Harrowhark, ihres Zeichens Nekromantin des 9. Hauses, nimmt die widerwillige Gideon mit auf die Mission - falls sie gewinnen, erlangt Gideon ihre Freiheit...
Doch als sie in Canaan House auf dem 1. Planeten ankommen, gibt es nur eine Regel: Öffnet keine Türen, zu denen ihr keinen Zugang erhalten habt. Wie bestimmt wird, wer die Challenge gewinnt, ist völlig unklar und so macht sich neben Spannung und Erfolgswahn auch Paranoia breit...
What the hell am I going to write about this book? Ich dachte, ich habe ein paar hübsche Punkte für meine Rezension zusammen, aber jetzt habe ich es zuende gelesen und bin irgendwie so geflasht, dass ich nicht weiß, was ich dazu sagen soll...
Also, fangen wir mit Gideon an: Gideon ist vorlaut, sarkastisch, lässt sich von Harrow nichts bieten und ist ein rundum amüsanter und unterhaltsamer Charakter. Ich habe sie sehr gern. Wer etwas gegen exzessives Fluchen hat, sollte sich die Lektüre allerdings nochmal überlegen. Ich finde das witzig.
Das Haus und die Herausforderungen sind spannend und gruselig und sobald die ersten Leichen auftauchen, wird die Atmosphäre Halloweenig-angemessen. Ganz zu schweigen von den dienstbaren Skeletten, die überall herumlaufen.
Faszinierend fand ich die völlige Ignoranz in Bezug auf männliche/weibliche Namen. Gideon, den meisten wohl als Männername bekannt, ist eine Frau und auch andere Hausmitglieder haben nicht die "zu ihrem Geschlecht passenden" Vornamen.
Die Tagline des Buches ist "Lesbian Necromancers in Space" und dieser wird es auch durchaus gerecht. Wer jetzt befürchtet, zwischen den untoten Knochen von einer lesbischen Liebesszene in die nächste zu stolpern, wird enttäuscht: Die "Lesben im All" verhalten sich, wie im heutigen Leben auch, völlig normal und nur durch winzigste Andeutungen werden ihre Neigungen offenbart. Manchen mag das zu wenig sein, ich fand es hingegen sehr schön dezent.
Wie ich befürchtet hatte, ist das Vokabular hier eher für erwachsene Muttersprachler gedacht. Die Nekromanten arbeiten mit Knochen und so werden munter sämtliche Knochen und Zahntypen beim Fachbegriff benannt. Ich meine, "molars" und "ulna" kriege ich noch hin, aber danach war es eher meiner Fantasie überlassen, welcher Körperteil gerade durchbohrt wird. Legt euch also am besten eine englische Skelettgrafik nebendran... oh und einen Notizblock, um im Auge zu behalten, wer von den vielen Charakteren genau wer ist. Da kann man sich nämlich auch leicht verirren: 9 Häuser, mind. 2 Charaktere pro Haus, alle konstant in Action - das wird schon chaotisch zwischendurch - und als wäre das noch nicht genug, hat auch noch fast jeder einen Spitznamen. Uff.
Ein Warnhinweis: Ab Seite 280 fängt die Kacke an zu dampfen und spätestens wenn der 50-seitige cineastische Finalkampf beginnt, solltet ihr euch einschließen und sicherstellen, dass euch keiner mehr stören kann. Wow.
Fazit: Ich bin froh, dass ich mir eine englische Special Edition zugelegt habe, denn dieser wilde Trip ist jeden Cent wert. Und da ich mit meiner Vokabular-Vermutung auch recht hatte, werde ich es mir vermutlich irgendwann nochmal auf Deutsch zulegen, um es in voller Pracht genießen zu können. Ich würde zwar nicht so weit gehen wie die Rezensentin von Book Riot, die es 3x hintereinander las und es sich vollständig tätowieren lassen wollte, aber es ist definitiv etwas völlig Unerwartetes, das im Gedächtnis bleibt.
"Because I completely fucking hate you," [she said], "no offence."
"He had the eyes of a very beautiful person, trapped in resting bitch face."
~ Lilith ~
09.10.2019
Erscheint nächstes Jahr als "Ich bin Gideon" auf Deutsch!
"The Necromancers are back - and they're gayer than ever!"
Das war f*ing weird. Also, schauen wir mal, ob ich das zusammenkriege. Harrow wacht auf und hat scheinbar keine Ahnung mehr, was in Canaan House passiert ist. Sie hat Halluzinationen von Gideon, weiß aber nicht, wer sie ist. Sie lebt bei God und den anderen Lyctoren, die sich darauf vorbereiten, ein großes Monster zu bekämpfen, das sie seit Jahrhunderten verfolgt.
Der Monsterplot ist also ein Teil, ein anderer Teil die Aufgabe, Harrow wieder auf die Reihe zu kriegen und herauszufinden, was passiert ist. Dafür braucht man viel Geduld. Und ich meine 360 Seiten Geduld, zumal die Ereignisse aus Band 1 scheinbar total irrelevant sind und verdreht werden. Dafür kommt dann aber horrender Plottwist, ein absolut irres Ende und wir kriegen wieder Kapitel aus Gideons sarkastisch-erotischer Perspektive. Das entschädigt für vieles, aber nicht für so einen langen, chaotischen, undurchsichtigen, rätselhaften Mittelteil.
Ja, das ist ein absolut irre gestrickter Plot und ja, das Ende ist der Hammer, aber ich glaube nicht, dass ich mich da je nochmal durchkämpfen werde. Ich habe diesmal 7,5 Wochen für 500 Seiten gebraucht...
"Unexpectedly, this did not kill her; and what did not kill her made her curious."
~ 23.09.2020
Powerschnute (Montag, 14 Oktober 2019 12:32)
Klasse, ich habs angefangen bin aber über die Aufstellung der Figuren noch nicht hinausgekommen. Es liegt also unfertig auf meinem Tolino. Vielleicht werde ich es doch noch so zwischendurch mal einschieben. :D