~ Werbung, weil Leseexemplar ~
TW: Beschreibung einer Vergewaltigung. Tod eines Seelenverwandten. Waisenheime.
Elizabeth Zott ist eine Kämpferin, wie sie in diesem Buche steht: Als Chemikerin in den 50-er Jahren hat sie echt nichts zu lachen, wird ständig belächelt, für eine Sekretärin gehalten, belästigt und in ihrer Karriere behindert. Als ihr Mentor sie vergewaltigt und sie deshalb (!) aus dem Doktoranden-Programm fliegt, scheint ihre Zukunft am Ende.
Doch dann kommt alles ganz anders und Elizabeth erfindet sich erneut komplett neu - als Fernsehköchin! Denn was ist kochen, wenn nicht Chemie, die schmeckt?
Elizabeth Zott ist ein so cooler Charakter, dass nicht nur ich nachgeschaut habe, ob es sie tatsächlich gegeben hat. Eine Wissenschaftlerin durch und durch, sodass sich ihr soziale Normen und Gepflogenheiten nicht erschließen. In typisch autistischer Manier lehnt sie die unlogischen Vorschriften des Patriarchats ab. Sehr sympathisch. Sie kämpft sich durch, zieht unverheiratet (!) eine Tochter groß, bewältigt diverse Traumata und revolutioniert nicht nur ihren eigenen Haushalt, sondern gibt Frauen in ganz Amerika den Mut, ihr eigenes Leben zu bestimmen. Schnüff, wie schön! Ich muss aufhören Belletristik zu lesen, die bringt mich offensichtlich nur zum Heulen.
Wir haben das Buch für unseren Buchclub auf der Arbeit als ersten Titel auserkoren. Für jemanden, die grauenhafte Chemielehrer hatte und das Fach daher gehasst hat, war ich sehr skeptisch, ob mir das Buch zusagen würde. Doch lasst euch davon nicht verwirren: Falls ihr wisst, was Natriumchlorid ist, seid ihr schon gut ausgestattet.
Lasst euch auch vom amerikanischen Kitsch-Cover nicht abschrecken, das deutsche ist viel besser gelungen. Der fokussierte Blick nach vorne, der widerspenstig angewinkelte Arm und der Hauch von Sepia treffen Elizabeth perfekt. Wenn ich groß bin, möchte ich eine Elizabeth sein.
"Sie verstand nicht, warum [Männer] sie nicht einfach als Mitmenschen behandeln konnten, als Kollegin, als Freundin, als Gleichgestellte oder auch nur als Fremde auf der Straße, als jemanden, dem man automatisch respektvoll begegnet, bis man herausfindet, dass er Leichen im Garten vergraben hat."
~ 15.06.2023