Juniper Hayward ist seit ihrer Studienzeit mit Athena Liu befreundet. Athena ist eine Bestsellerautorin geworden, June fristet ein Dasein auf den hinteren Rängen, um jeden Verkauf kämpfend. Als Athena durch einen Unfall stirbt, schnappt sich June ein offen herumliegendes Manuskript. Sie überarbeitet es völlig, verheimlicht aber Athenas Beteiligung daran – das ist nicht nur Diebstahl, es ist auch Whitewashing, denn June ist keine Asiatin. Das Buch wird ein Verkaufsschlager, June hat endlich den Erfolg den sie immer wollte – doch natürlich bleibt es nicht dabei.
Ich war von Kuangs letztem Buch „Babel“ komplett geflasht. Der Stil, das Philosophieren über Übersetzungen, das irre Finale – großartig. Juniper ist keine großartige Autorin und deshalb ist das gesamte Buch leider recht flach. Es ist aus ihrer Perspektive erzählt (einer unzuverlässigen und einer die ständig auf Toilette rennt noch dazu), wir können also nie sicher sein, was wirklich vor sich geht und ich finde es unerträglich, wenn ich die Hauptperson nicht leiden kann. Das war anstrengend.
Es ist vielleicht für Außenstehende aufregend, über den Literaturbetrieb zu lesen und wie eine Autorin auf Twitter und Goodreads zerfleischt und wie ein Bestseller künstlich erschaffen wird – für mich war das einfach zu viel Realität. Ich wusste, das Buch ist keine Fantasy und wird vom Literaturbetrieb handeln, aber es konnte mich in keinster Weise verzaubern.
Mehr als einmal hatte ich das beunruhigende Gefühl, dass RF Kuang ihre eigene Story hier verarbeitet – und fragte mich, ob ich einen Twitter-Skandal um sie verpasst hatte. Schließlich schreibt sie "I’ve written myself into a corner. The first two thirds of the book were a breeze to compose, but what do i do with the ending? Where do I leave my protagonist, now that there’s no clear resolution?" und ich dachte: Jup, an genau der Stelle sind wir jetzt in diesem Buch. Nicht mehr viel übrig, was soll daraus noch großartig werden? Spoiler Alarm: Nichts. Es endet völlig offen.
Ich habe zwei Monate gebraucht, um die 320 Seiten zu lesen und habe eigentlich auch nur durchgehalten, weil ich wissen wollte, ob noch ein irrer Twist kommt wie in Babel oder ob es schnöde bleibt. Schade.
"Reading should be an enjoyable experience, not a chore."
"I think writing is fundamentally an exercise in empathy. Reading lets us live in someone else's shoes."
"Writing is the closest thing we have to real magic."
~ 08.05.2024
Es gab erneut unzählige Sonderausgaben dieses Titels, auch auf Deutsch. Das ist die Illumicrate-Ausgabe: