Anthologie: Roll Inclusive ♠♠♠♠♠

Der Untertitel dieser Anthologie lautet "Diversity und Repräsentation im Rollenspiel" und präsentiert zum (vermutlich ersten Mal) 17 Essays sowie 4 Nano-Games von 16 namhaften Fantasy-, Rollenspiel- und Wissenschaftsautoren. Das Herzensprojekt wurde Anfang des Jahres mit überwältigender Summe per Kickstarter finanziert und ist ab morgen überall erhältlich.

 

Hier alle Titel in der Übersicht:

1) Frank Reiss: Warum wir eine bessere Repräsentation von Vielfalt im Rollenspiel brauchen [ein Plädoyer]

2) Giulia Pellegrino: Sein als ob – Aneignung und Aushandlung von Identität in RPGs [Toller Titel und beschäftigt sich teils mit dem spannenden Thema der Rollenspiel-Therapie]

3) Guddy Hoffmann-Schoenborn: Das Spiel mit eingefahrenen Rollenbildern – Ganz schön hässlich?

4) Lena Falkenhagen: Die politische Dimension des Rollenspiels

5) Mike Krzywik-Groß: Kritischer Treffer? Kritisches Weißsein! Rassismuskritisches Denken und Handeln im Rollenspiel

6) Aşkın-Hayat Doğan: People of Color zwischen Othering und adäquater Repräsentation [sehr persönlich]

7) Oliver Baeck: Liebesgrüße von der Lebkuchenperson. Geschlechtervielfalt im Rollenspiel [Lieblingstitel]

8) David Grade: Psychisch erkrankte Held*innen

9) Interview mit André Skora: Menschen mit Behinderung im Rollenspiel

10) Christian Vogt: Der offene Tisch – Accessibility in einem kommunikativen Hobby [viele Punkte, die mir so nie aufgefallen sind]

11) Judith Vogt/Frank Reiss/Aşkın-Hayat Doğan: Intersektionalität am Spieltisch

12) Judith Vogt: Auf Augenhöhe – Von Hierarchie, Community-Standards und was Feminismus damit zu tun hat

13) Elea Brandt: Kultursensibler Weltenbau

14) Aurelia Brandenburg: „Das war halt so!“ – Zur Problematik von historischer Korrektheit, Authentizität und Fantastik [Was haben Game of Thrones und Caligula gemeinsam?]

15) Ben Maier: Illustration - Visuelle Kommunikation im Spannungsfeld zwischen Stereotypen und Vielfalt [als Kind zweier Künstler besonders faszinierend]

16) Avery Alder: Queering Game Design [Talk-Transkription, etwas schade ohne die zugehörige Präsentation]

17) Lena Richter: Toolkit [Interessant, hilfreich und witzig aufbereitet]

 

Plus wie gesagt 4 Nano-Games, die man sofort mit einigen Freunden ausprobieren kann, ein ausführliches Literaturverzeichnis sowie ein hilfreiches Glossar, falls euer Rollenspiel-Slang nicht so firm ist. Um es so inklusiv wie möglich zu gestalten, gibt es nicht nur die Printausgabe, sondern auch ein barrierefreies E-Book sowie ein Hörbuch - dazu gibt es hier eine Hörprobe vom ersten Essay, alle weiteren werden dann hier erscheinen!

 

Die einzelnen Beiträge variieren stark - manche sind sehr wissenschaftlich (einige Magisterarbeiten), manche sind persönlicher verfasst. Alle behandeln interessante und wichtige Themen, bei denen bestimmt für jeden was Neues dabei ist.

Es ist immer wieder faszinierend, festzustellen, welche Blickwinkel man im Alltag noch nie bedacht hat. Ich stehe jeden Tag an einer Bahnstation, die weder Fahrstuhl noch Rampe hat und habe schon oft darüber nachgedacht, doch andere Schwierigkeiten unserer Mitmenschen - vor allem die, die sich "nur" intern abspielen - fallen ohne Medienrummel und Spendengalas einfach hinten runter.

 

"Wir sind alle mehr als nur unsere Chromosomen."

 

~ Lilith ~

09.09.2019

vö 23.10.2019

 

~ Transparenz: Ich habe das Buch korrigiert, während ich bei Feder & Schwert angestellt war, könnte also ein biiiiisschen parteiisch sein. Dennoch ist es meine uneingeschränkte Meinung, dass man für Toleranz und Offenheit gegenüber anderen nie genug Bücher veröffentlichen kann! ~

 

 

Zur Übersicht nochmal der offizielle Klappentext: 

Sich mit den Protagonist*innen unserer Lieblingsromane identifizieren zu können, sich auf Buchcovern und Illustrationen und in den Gesellschaften phantastischer (Rollenspiel-)Welten wiederzuerkennen, ist für viele Leser*innen und Rollenspieler*innen ganz selbstverständlich. Aber welche Erfahrungen machen People of Color, queere Menschen, Menschen mit Behinderung oder Mitglieder anderer marginalisierter Gruppen, wenn sie phantastische Literatur oder Rollenspielbücher und Settingbeschreibungen lesen? Warum ist es wichtig, sich repräsentiert zu sehen? Welche Auswirkungen kann mangelnde Repräsentation für den Einzelnen, aber auch für die Community und die Gesellschaft haben? Was haben wir durch mehr Vielfalt zu gewinnen? Den Ansatz einer Antwort soll dieser Essay-Band geben. Sechzehn renommierte deutschsprachige und internationale Autor*innen nehmen sich verschiedener Themen an: Wie kann eine respektvolle Darstellung von diskriminierten Personengruppen in Produkten und am Spieltisch aussehen? Wie kann kultursensibler Weltenbau gelingen und wie wichtig ist dabei historische Korrektheit? Wie zugänglich ist das Pen-&-Paper-Rollenspiel und wie ist es um die Barrierefreiheit am Spieltisch und in der Kommunikation bestellt? Ein Toolkit mit praktischen Tipps zur Umsetzung und eine Sammlung von eigens entwickelten Nano-Games runden das Buch ab und sorgen für einen hohen Mehrwert für Spieler*innen und Spielleiter*innen.

 

Das Buch wurde inhaltlich betreut und herausgegeben von Askin-Hayat Dogan, Rollenspiel-Redakteur und Diversity-Trainer, Frank Reiss, Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche und Systemischer Supervisor, und Judith C. Vogt, Rollenspiel- und Romanautorin.

 


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zuletzt aktualisiert 19.11.2024

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