Wenn wir verreisen, gibt es mehrere Bücher, auf die ich zur ordentlichen Vorbereitung zurückgreife. Ich dachte, ich stelle meine wichtigsten Helferlein mal vor (abgesehen davon, "schönste Buchhandlung" und "schönste Bibliothek" zu googlen):
1. Für allgemeine Infos: Marco Polo Reiseführer für das jeweilige Land
2. Für Kultur & Leute: Fettnäpfchenführer
3. Jen Campbell: The Bookshop Book
4. Torsten Woywod: In X Buchhandlungen um die Welt
5. Alex Johnson: Book Towns
6. Sarah Baxter: Atlas der literarischen Orte
7. David Long: Bizarre UK
Husband, Stuart: Buchhandlungen: Eine Liebeserklärung
Mount, Jane: Bibliophile
Habt ihr noch Geheimtipps für uns? Wie bereitet ihr euch auf eure bibliophilen Reisen vor?
Als ich das erste Mal nach Schottland wollte, wollte ich mich natürlich auch bei einem ordentlichen Reiseführer informieren. Nachdem ich mehrere verglichen hatte, hat mich eine Kapitelüberschrift
von Marco Polo überzeugt: "Literarisches Schottland".
Praktisch finde ich auch, dass es am Ende jede Menge Kartenmaterial gibt - das hat mir beim Planen und beim Navi-hat-kein-Empfang schon häufiger gerettet.
Die im kleinen Neusser Verlag Conbook erschienenen "Fettnäpfchenführer" sind in manchen Leserkreisen schon Kult. Anstatt von oben herab Land & Leute mit dem Zeigefinger zu belehren, sind diese Gesellschaftsführer locker und äußerst humorvoll geschrieben.
Ein*e Autor*in, der*die sich in dem Land gut auskennt, schickt eine imaginäre deutsche Familie zu Besuch und zeigt dann, wie deutsche Wertvorstellungen und Verhaltensweisen sich mit den Gewohnheiten und Vorstellungen des Ziellandes beißen. So stört sich beispielsweise die deutsche Pünktlichkeit am thailändischen Laissez-faire, fühlt sich aber im britischen Schlangenstehen zuhause. Zum Schluss wird immer präsentiert, wie man es hätte besser machen können.
Kurzweilig und unterhaltsam lernt man so über die Einheimischen, was man sonst nur nach wochenlangem Aufenthalt wüsste.
Jen Campbell ist eine putzige britische Autorin, die in London & Edinburgh in Buchhandlungen gearbeitet und inzwischen mehrere Bücher darüber veröffentlicht hat. So konnte sie viele Freundschaften zu anderen Buchhändlern aufbauen und erste verrückte Einzelhandelserfahrungen sammeln - so wurde sie mit "Weird Things Customers say in Bookshops" in Bibliophilenkreisen bekannt.
2013 machte sie sich dann auf große Rundreise und erkundete die schönsten britischen & internationalen Buchhandlungen. Ihre Erlebnisse hat sie in "The Bookshop Book" zusammengefasst - ein unerlässlicher Reiseführer für Buchkäufer.
Auch Torsten Woywod war Buchhändler, bevor er seinen Job kündigte, um sein erstes Buch zu recherchieren: "In 60 Buchhandlungen durch Europa". Auf Facebook folgten Tausende seinen Abenteuern und seinen bildgewaltigen Eindrücken aus den schönsten Buchhandlungen.
Inzwischen ist ein zweiter Band erschienen: "In 80 Buchhandlungen um die Welt".
Alex Johnsons Buch ist im Prinzip eine Zusammenfassung der Website International Association of Book Towns. Die deutsche Variante davon findet sich im Bücher-Wiki.
Da keines der Bilder von Johnson stammt und die Informationen so auch im Internet zu finden sind, gehe ich davon aus, dass er die Buchstädte nicht selbst besucht hat.
Im Gegensatz zu den beiden anderen bibliophilen Reiseführern, die nach Ländern geordnet sind, sind die Buchstädte hier alphabetisch sortiert. Ich habe also die seltene Gelegenheit ergriffen und mir im Inhaltsverzeichnis erstmal Länderkürzel danebengeschrieben.
Dennoch ein schönes Büchlein, mit Halbleineneinband und tollen Fotos aus den Städten.
Dieser Reiseführer ist eher der literarischen und lyrischen Art - hier werden Orte aus Romanen der Biografie der Autor*innen und der realen Örtlichkeiten gegenübergestellt. Die Bebilderung wurde von der Künstlerin Amy Grimes übernommen - das ist sehr schön, allerdings bei der Nachbereisung wenig hilfreich.
Dennoch eine kurzweilige (jede Stadt hat nur 2 Seiten plus Bilder) Inspiration, die echten Hintergründe zu recherchieren.
Spaßeshalber hat der Listenfreak in mir mal bei #Frauenzählen mitgemacht und dieser Atlas schneidet dabei nicht gut ab: nur 8 Frauen zu 13 Männern und 17 europäische Städte gegenüber dem Rest der Welt.
Vorsicht: sehr kleine Schrift!
Ich habe David Longs "Reiseführer" vor ein paar Jahren entdeckt, der für Schottland war äußerst unterhaltsam und hat uns ein paar Abstecher zu absonderlichen Sehenswürdigkeiten beschert, der für England ist eher ein Unnützes-Wissen-Kompendium - wobei ich die Teile über Sport und Krieg nur quergelesen habe. Dennoch fand ich hier die Listen zu Heckenlabyrinthen, unanständigen Ortsnamen, seltsamsten Pubs und royalen Eigenheiten ähnlich amüsant. Falls ihr also tiefer in das verquere Gehirn der Insulaner einsteigen wolltet, ist das der richtige Autor für euch.